Nach anfänglichen Problemen des Organersatzes bei Kindern, sowohl was die Transplantationstechnik anlangte - Einpflanzung eines Erwachsenenorgans! - als auch die adäquate Immunsuppression sind diese Hindernisse dank Standardisierung der Operationsmethode und auch der Einführung von Ciclosporin (Calcineurininhibitor) und anderen Immunosuppressiva beherrschbar. So wurden in Deutschland in 25 Jahren (bis 1999) bei 1000 Kindern eine Nierentransplantation durchgeführt, wobei besonders hohe Leistungszahlen bei Kindern in einzelnen Kliniken, z.B. der Berliner Charité erbracht wurden.
Aufgrund dieser Fortschritte ist heute die Nierentransplantation bei der terminalen Niereninsuffizienz (End-stage renal disease - ESRD) im Kindesalter die Therapieentscheidung.
Häufigste Ursachen der Niereninsuffizienz sind kongenitale Fehler der Nieren- bzw. ableitenden Harnwege: Obstruktionen, Megaureteren bds., Refluxnephropathie beiderseits (s. Kasuistik), Harnröhrenklappen (hintere) bei Jungen (s. Fehlbildungen/Harnröhre/Klappen/Kasuistik), Dysplasien bzw. Entzündungen wie Glomerulonephritis oder Pyelonephritis, Polyzystische Nierendegeneration und das hämolytisch-urämische Syndrom
Literatur:Sigel, A., Grohmann, S., Schott, G.: "Renale Endstadien kinderurologischer Herkunft nach Ursache und invertierter Morphometrie", Urologe A, 28, 285-288, 1989.
In Anbetracht der Folgeerscheinungen bei Niereninsuffizienz in den frühen Lebensabschnitten wie Wachstumsstörungen und der renalen Osteodystrophie ist das Bestreben möglichst frühzeitig für Kinder und Jugendliche eine Spenderniere zur Verfügung zu haben.
Mit dem Organersatz kann das Kind von der Dialyse befreit werden, die körperliche und geistige Entwicklung ist gesichert, wobei man heute von einem hohen Langzeitorganüberleben ausgehen kann.
Die Lebensqualität von transplantierten Patienten ist trotz lebenslanger Medikamenteneinnahme (Immunsuppressiva) deutlich besser als für die dialysierten Patienten, die in der Regel 3x pro Woche behandelt werden müssen.
Bei dem 11-Jahre alten Mädchen fand sich eine Niereninsuffizienz. Die Abklärung mit bildgebenden Verfahren ergab eine Megazystis mit höhergradigem Reflux beiderseits (endoskopisch klaffende und fehlgelagerte Ostien). Die Nieren zeigten hochgradige entzündliche Veränderungen im Sinne einer Refluxnephropathie (Abbildung 1).
Urodynamisch fand sich kein Anhalt für eine neurogene Harnblasenentleerungsstörung. Nach kurzzeitiger Dialyse erfolgte die Nierentransplantation.
Zu der Kasuistik ist festzuhalten, dass Dreikorn et al im eigenen Krankengut von Patienten mit Niereninsuffizienz bei 20% einen VUR fanden Literatur:Dreikorn, K. et al: "Häufigkeit, Ursachen und Bedeutung des Refluxes bei Niereninsuffizienz und nach Nierentransplantation", Akutelle Urologie, 12, 62-68, 1981.