Kasuistik 1

Die jugendliche Patientin kam wegen rezidivierender Harnwegsinfekte und zeitweise bestehendem Harnträufeln in Behandlung. Das Ausscheidungsurogramm ergab zunächst keine grob pathologischen Veränderung, es fiel allerdings auf, dass der linksseitige Harnleiterverlauf im Vergleich zur Gegenseite lateralisiert war (Abbildung 3a,g *-Markierung).

Ein Vesikoureteraler Reflux bestand nicht (Abbildung 3b). Die sorgfältige Untersuchung des äußeren Genitale sowie die endoskopische Inspektion von Harnröhre und Harnblase ergab Verdacht auf eine ektope Harnleitermündung im Vestibulum in der Nähe des Meatus (Abbildung 3c) bzw. Sicherung des Befundes. Die retrograde Darstellung zeigte einen ektop mündenden weitgestellten Harnleiter mit ureterozelenartiger, distaler Erweiterung, der zu einer dysplastischen Niere gehörte. Die schematische Darstellung (Abbildung 3g) erläutert die Topographie. Die dysplastische Niere und der ektop mündende, dilatierte Ureter wurden entfernt. Das Operationspräparat besteht aus dem erweiterten Harnleiter mit der dysplastischen Nierenknospe (Abbildung 3f).

  b  c 
 d     
 e   f 
  • Abbildung 3: Doppelniere links mit ektoper Uretermündung im Vestibulum
    1. Ausscheidungsurogramm mit Lateralisierung des linken Harnleiterverlaufes
    2. MCU ohne Anhalt für Reflux
    3. Inspektion des äußeren Genitale unterhalb der Harnröhrenöffnung (mit Katheter) findet sich eine weitere Öffnung: Ektopische Harnleitermündung
    4. Retrograde Darstellung des ektopen Harnleiters mit Ureterozelenartiger distaler Erweiterung. Darstellung des Harnleiterverlaufes außerhalb der Harnblase
    5. Entfernter ektoper Harnleiter mit dysplastischer Nierenknospe
    6. Schematische Darstellung der linksseitigen Doppelniere mit ektoper Uretermündung des oberen separaten Anteils (*: Lateralisierung des linken Harnleiters)