Harnröhrenverletzungen


 
  • Abbildung 1: Männliche Harnröhre
    1. Anatomie d. männlichen HR (vordere und hintere) (Schema)
    2. Urethrogramm (retrograde Kontrastmittelfüllung d. HR)

Aufgrund der morphologischen Unterschiede der weiblichen und männlichen Harnröhre besteht eine größere Gefährdung durch Traumen beim männlichen Geschlecht Literatur:Venn, S. N., Greenwell, T. J., Mundy, A. R.: "Pelvic fracture injuries of the female urethra", BJU Int, 83, 626-630, 1999.

Unfallmechanismen

Straddle-Verletzungen d.h. rittlings aufschlagen und Verletzung der distalen Harnröhre. Verkehrsunfälle, häufig mit Moped oder Motorrad, die z.T. mit Beckenfraktur einhergehen betreffen die hintere Harnröhre. Außerdem müssen automanipulative Fremdkörpereinführungen in die Harnröhre bzw. Harnblase sowie iatrogene Traumatisierungen (z.B. bei Endoskopie) als Verletzungsursachen erwähnt werden Literatur:Bichler, K.-H., Deppe, H.U., Mewe, F., Schenck, K.: "Fremdkörperverletzungen der Harnröhre und der Harnblase bei Jugendlichen. Ihre sexualpsychologischen Hintergründe", Urol. Int. , 26:161 170, 1971. Auch Gewalteinwirkungen auf die Harnröhre durch Stich, Schuss und Biss (z.B. Hunde) führen zu behandlungsbedürftigen Verletzungen.

Einteilung der Harnröhrenverletzungen


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  • Abbildung 2:
  • Beckenringfrakturen

Diese Zuordnung orientiert sich an der Lage zum Diaphragma urogenitale, durch das die membranöse Harnröhre hindurchzieht. Die membranöse Harnröhre wird dem hinteren Abschnitt zugeordnet und ist im besonderen Maße verletzungsgefährdet.

Beckenfrakturen als Folge schwerer Verkehrsunfälle führen häufig zu Verletzungen der hinteren Harnröhre (supradiaphragmale bzw. pars membranacea).

Derartige Kombinationsverletzungen finden sich aufgrund der Morphologie fast ausschließlich bei männlichen Jugendlichen bzw. Jungen. Die kürzere mobile Harnröhre und die Lage hinter dem Schambein sind ursächlich für die geringere Verletzbarkeit der weiblichen Harnröhre Literatur:Koraitim, M.M.: "Posttraumatic posterior urethral strictures in children: a 20-year experience", J Urol 1997; 157:641-645.

Kontinuitätsverletzungen des vorderen Beckenrings sind ursächlich für hintere Harnröhrenrupturen (Abbildung 2).
In 4 - 17% finden sich bei Beckenringverletzungen Rupturen der hinteren Harnröhren. Dabei sind insbesondere multiple Frakturen des vorderen Beckenrings häufiger mit Harnröhrenrupturen vergesellschaftet als einzelne Ringunterbrechung. Auch das sogenannte "Stove in pelvis" eine Einstauchung der vorderen Beckenringfragmente ist mit einer erheblichen Traumatisierung des urogenitalen Diaphragmas verbunden Literatur:Bichler, K.H., Wilbert, D.M., Maurer, F., Weise, K., Weller, S.: "Die Behandlung der hinteren Harnröhrenruptur", Akt. Traumatol. 1997, 29: 204-211.
Insgesamt sind Verletzungen der hinteren Harnröhre im Kindesalter aber seltenHäufigkeit der VerletzungenSo fanden Tarman et al nur eine entsprechende Verletzung unter 212 Jugendlichen bzw. Kindern mit Beckenfrakturen und unteren Harnwegsverletzungen. Ötgün et al. berichten in einer kasuistischen Arbeit über 11 Jungen im Alter von 3 bis 16 Jahren mit hinteren Harnröhrenverletzungen, ursächlich waren zumeist Verkehrsunfälle.


Tarman, G.J., Kaplan, G.W. et al.: "Lower genitourinary injury and pelvic fractures in pediatric patients", Urology, 2002, 59:123-126

Ötgün, I., Karnak, I. et al.: "Late urodynamic findings after treating traumatic rupture of the posterior urethra in boys", BJU 2006, 97:367-370
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