Hämaturie

Zu unterscheiden ist Makro- bzw. Mikrohämaturie (s. Labordiagnostik).
Die Blutbeimenung zum Urin stellt ein Alarmsignal dar, insbesondere die Markohämaturie hat Notfallcharakter.

Hämaturie im Kindes- Jugendalter findet sich bei Harnwegsinfekten, Urolithiasis, Hyperkalziurie, Fehlbildungen von Niere und ableitenden Harnwegen und seltenen Tumoren bzw. Dauerbelastung beim Sport (Langlauf). Häufiger handelt es sich dabei um Mikrohämaturien (Erythrozyturie) als um Makrohämaturie, die bei Kindern relativ selten ist (z.B. Verletzungen - Notfall!!) Literatur:Greenfield, S. P. et al: "Gross Hematuria in Children: A Ten-Year Review", Urology, 166-169, 2007.
Bedeutung kommt in der Diagnostik bzw.Differentialdiagnostik neben den bildgebenden Verfahren vorallem den Labormethoden zu Literatur:Heine, G. H. et al: "Mikrohämaturie", Urologe A, 571-581, 2003

Bichler, K.-H. et al: "Das Harnsteinleiden", Lehmanns Media Berlin, 2007
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Ursachen der Hämaturie (Mikro- / Makro-)

  • Abbildung 1:
  • Nierenzellkarzinom rechts bei Jugendlichem (16J, M.)
  • Abbildung 2:
  • Kondylom an der äußeren Harnröhrenöffnung
  • Abbildung 3:
  • Ausscheidungsurogramm: Kontrastmittelaussparung durch Tamponade der Harnblase in Folge Blutung bzw. Koagelbildung
  • Abbildung 4:
  • Tumoren der Niere, der ableitenden Harnwege (rot markiert) und der Prostata

 KasuistikKasuistikBeispielsweise trat Hämaturie bei einem 16jährigen Handballspieler unmittelbar nach dem Spiel auf. Die Abklärung ergab ein Nierenkarzinom. Das Ausscheidungsurogramm zeigt eine Raumforderung und das Renovasogramm eine für das Nierenkarzinom typische, pathologische Vascularisation. Histologisch fand sich ein Nierenkarzinom (s. Abbildung 1 und 7). Diese Beobachtung weist auf die Notwendigkeit einer stringenten Abklärung der Hämaturie hin.

Im Kindes- und Jugendalter können Tumorerkrankungen der Niere wie das Nephroblastom (s. Tumoren/Niere/Wilmstumor) und das selten vorkommende Nierenzellkarzinom (Abbildung 1) (s. Tumoren/Niere/Nierenzellkarzinom) ursächlich für die Hämaturie sein.
Beim Rhabdomyosarkom der Harnblase finden sich Mikro- bzw. Makrohämaturie (s. Tumoren/Rhabdomyosarkom). Bei Jugendlichen verursachen Kondylome der Harnröhre Blutaustritte bzw. eine Blutbeimengung zum Urin (s. Tumoren/Penis und Skrotum/Condylomata Acuminata) (Abbildung 2).

Entzündliche Nierengewebserkrankungen (Pyelonephritis - PN, Glomerulonephritis, Urogenital-TB) kommen als Ursache der Hämaturie in Frage Literatur:Bodian, M. et al: "Recurrent Haematuria in Childhood", Quart J Med 34, 359-382, 1965.
Steine in verschieden Abschnitten der Harnwege, aber auch Nephrokalzinose können der Grund für Blutbeimengungen im Urin sein, zumeist als Mikrohämaturie.
Mikro- bzw. Makrohämaturie sind Symptome von stumpfen Verletzungen des Urogenitaltraktes, auch Fremdkörpereinführung in die Harnröhre und Harnblase (Anamnese oft "verschleiert") (s. Traumatologie).
Bei Jugendlichen und Kindern treten Hämaturie bzw. Rot-Braun-Verfärbung des Urins mitunter nach sportlicher Belastung auf.

So kann es beim Langlauf (Marathon) in der Harnblase zu Schürfungen mit Erythrozyturie kommen bzw. zu hämolytischen Veränderungen - "Sport- bzw. Marschhämoglobinurie" Literatur:Bichler, K.-H., Lahme, S., Zumbrägel, A. Mattauch, W.: "Sporturologie", Einhorn Presse Reinbek, 1997.

 Hintergrund Erythrozyturie / Hämoglobinurie

Weitere Ursachen von Blutaustritten aus der Harnröhre (miktionsunabhängig) sind Verletzungen der Harnblase und Harnröhre oder Tumoren (z.B. Rhabdomyosarkom).
Bei Schmerzbeteiligung und Unterbauchtumor ist an eine Harnblasentamponade zu denken (Abbildung 3). Makro- bzw. Mikrohämaturie treten bei Koagulopathien nach Antikoagulantienbehandlung (Herzoperationen bei Kindern!) und infolge Medikamenten auf.
Hämaturie kann beim Neugeborenen auf Nierenvenen- bzw. Arterienthrombose hinweisen.
Beim Erwachsenen sind Tumoren der Niere (NCC) und der ableitenden Harnwege (Urothelkarzinom) bzw. Prostatakarzinom und anderes als Ursachen der Hämaturie von Bedeutung (Abbildung 6).