Hintergrund: Erythrozyturie

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  • Abbildung HG1: Durch Kompression mechanisch verursachte Schleimhautverletzungen der Harnblase beim Langenstreckenlauf
    1. Schematisch
    2. Endoskopischer Befund einer Schleimhautverletzung (Erosion des Urothels)
  • Abbildung HG3:
  • Pathophysiologie der Sporthämoglobinurie

Ursachen der Erythrozyturie im Zusammenhang mit sportlicher Belastung sind leichte Erosionen der Harnblasenschleimhaut. So beschreibt Blacklock bei 8 von 18 untersuchten Sportlern mit Erythrozyturie oberflächliche Erosionen des Harnblasenschleimhautepithels Literatur:Blacklock, N. J.: "Bladder trauma in the long distance runner: 10.000 m haematuria", J Urol 49, 129, 1977. Diese Erosionen weisen ein typisches endoskopisches Bild auf und finden sich vor allem am Harnblasenboden, im Bereich der Ostien und am Harnröhrenabgang, spiegelbildlich auch am Harnblasendach (Abbildung 1b). Der endkoskopische Befund bei einem von uns betreuten Langstreckenläufer ist in Abbildung 1a dargestellt.

Diese Mikrotraumatisierungen des Urothels erklären sich durch scheuernde Bewegungen ("innere Schürfungen") des Blasendaches mit dem Harnblasenboden. Die Basis der Harnblase ist im Vergleich zur Kalotte fixiert und kann mechanischer Belastung (Abbildung 2) nicht ausweichen. Bei Langstreckenläufern (z.B. Marathon) kann so das Urothel durch die in der Bauchhöhle befindlichen Organe insbesondere bei geleerter Blase aufeinandergedrückt werden, sodass mechanisch bedingte Veränderungen in der Blase entstehen (Abbildung 2).

Eine mäßige Füllung der Harnblase während des Laufes stellt eine gewisse Protektion gegen derartige Oberflächliche Verletzungen dar.
Ausgehend von den zur Diagnose der Hämaturie notwendigen Untersuchungen (Labor, bildgebende Verfahren) ist bei den Sportlern eine endoskopische Abklärung notwendig (Abbildung 1a). Verschiedene Sportdisziplinen spielen für die Entstehung der Erythrozyturie eine unterschiedliche Rolle. Vor allem Sportarten wie Marathon oder Ski-Langlauf sind zu nennen, die häufiger zu diesen Veränderungen führen als solche mit kurz dauernder Belastung.

Sporthämoglobinurie ("Marschhämoglobinurie")

Bei der alleinigen Hämoglobinurie sind neben der abklärenden Untersuchung durch die bildgebende Diagnostik vor allem labordiagnostische Untersuchungen zur Aufdeckung hämolytischer Prozesse bzw. Myolyse notwendig.

Nach Davidson und Buckle sowie Schlatter kommen dem mechanischen Faktor bei der Entstehung der Sporthämoglobinurie eine bedeutsame Rolle zu Literatur:Davidson, R. J.: "Excertional haemoglobinuria: a report on three cases with studies on the haemolytic mechanism", J. Clin. Pathol. 17, 536, 1964

Buckle, R. M.: "Excertional (march) haemoglobinuria", Lancet I, 1136, 1965

Schlatter, C., Forster, G.: "Die Sporthämoglobinurie", Schweiz. Med. Wschr. 97, 979, 1965
. Pathogenetische Faktoren sind danach Laufen auf harter Unterlage, z.B. Straßenbeläge, sowie Laufstil und Laufdistanz (Langlaufdisziplinen) Literatur:Bichler, K.-H., Nelde, H.-J., Strohmaier, W. L.: "Sporthämaturie: Pathophysiologie und Klinik", Der Urologe B, 23, 298, 1983.

Bei der Sport- bzw. Marschhämoglobinurie sind neben der abklärenden Untersuchung durch die bildgebende Diagnostik vor allem labortechnische Untersuchungen zur Aufdeckung hämolytischer Prozesse bzw. der Myolyse notwendig.
Die Abbildung gibt eine Zusammenfassung der Pathophysiologie der Hämoglobinurie bei mechanischer Belastung (Abbildung HG3).

Differentialdiagnose: Erythrozyturie / Hämoglobinurie