Prä-, peri- und neonatale Notfälle stellen eine besondere Herausforderung für die Akutmedizin dar Literatur:Sigel, A., Ringert, R.-H.: "Kinderurologie", Springer Berlin, 2001. Mit Hilfe der Pränataldiagnostik (Sonographie) werden
obstruktive Harnwegsveränderungenobstruktive HarnwegsveränderungenNach Schulte-Wissermann werden mittlerweile 60% dieser Harnwegsobstruktion entdeckt. Beispielsweise können dadurch auch schwere Kongenitale Anomalien wie das Prune-Belly-Syndrom erfasst werden
Schulte-Wissermann, H.: "Nierenerkrankungen in der Neonatalperiode" in Thüroff, J. W., Schulte-Wissermann, H.: "Kinderurologie in Klinik und Praxis", Thieme Stuttgart, 2000
(1:200 Lebendgeburten) und weitere Fehlbildungen frühzeitig erkannt, beispielsweise Ureterabgangsstenosen.
Punktionen in minimalinvasiver Technik zur
Shunt-ApplikationShunt-ApplikationBeispielsweise bei Oligohydramnie (verminderte Fruchtwassermenge), die in 8% mit Fehlbildungen im Nierenbereich kombiniert ist, kann die minalinvasive Einlage eines vesikoamnionalen Shunts indiziert sein. Die Einlage des Shunts erfolgt perkutan mit Punktion der Harnblase in die dann über die Punktionsnadel ein Shunt eingelegt wird (vesikoamnionale Ableitung). sind pränatal bei derartigen Fehlbildungen machbar. Allerdings ist
postnatal mit Hilfe der UltraschalluntersuchungPostnatale UltraschalluntersuchungDie pränatalen Manipulationen sind komplikationsreich. Bei entsprechenden Veränderungen kann es besser sein, an Stelle einer pränatalen Shuntanlage den Geburtstermin vorzuverlegen um so früh als möglich entlastende Maßnahmen zu ergreifen.
Rösch, W., Sigel, A,: "Diagnostik prä-, peri- und neonataler urologischer und paraurologische Notfälle samt postnataler Notfallstrategie des 1. Lebensjahres" in Sigel, A., Ringert, R.-H.: "Kinderurologie", Springer Berlin, 2001
ein effektiveres therapeutisches Vorgehen möglich.
Infolge der Früherkennung (24. – 30. Schwangerschaftswoche) durch die Sonographie können die Folgen des steigenden Druckes auf das Nierenparenchym bzw. der Harnwegsinfekte schneller in der postnatalen Phase angegangen werden. Ein sofortiges pränatales Eingreifen ist nicht notwendig. Wichtig ist nach Stellen der Diagnose regelmäßige Kontrollen zu veranlassen.
Die verbesserte pränatale Diagnose erlaubt nötigenfalls eine umgehende Operation nach der Geburt.
Eine wichtige Frage zur Pränataldiagnostik ist: Welche Situation erfordert einen intrauterinen Eingriff um irreparable Schäden zu vermeiden Literatur:Diemert, A. et al: "Möglichkeiten und Grenzen der intrauterinen Chirurgie", DÄB, 109, 603-608, 2012.
Im urologischen Fachgebiet ist die bilaterale Obstruktion der ableitenden Harnwege und die daraus folgende Entwicklung eines Hydramnions mit seinen schweren Komplikationen (pulmonal + renal) zu beachten.
Von besonderer prognostischer Bedeutung ist daher die sonographische Diagnose eines Oligohydramnions infolge einer unteren Harnwegsobstruktion (Lower Urinary Tract Obstruction - "Luto"). Wenn diese Veränderung bereits 24 Wochen vor dem Geburtstermin auftritt, ist die Gefahr einer pulmonalen Hypoplasie und renalen Dysplasie erheblich. Mit Hilfe der Sonographie bzw. transkutaner fetoskopischer Zystoskopie ist die Diagnostik zwar verbessert, hier erhebt sich dann aber die Frage, ob eine in utero angelegte Harnblasendrainage, ein Harnblasenamnionshunt sinnvoll sind Literatur:Kainer, F. "Pränataldiagnostik: Verantwortliche ärztliche Tätigkeit im Grenzbereich", DÄB, 99, 2037-2042, 2002
Diemert, A. et al: "Möglichkeiten und Grenzen der intrauterinen Chirurgie", DÄB, 109, 603-608, 2012.
In den letzten 30 Jahren versuchte man, diese Methoden des Uteruszuganges- bzw. der Uterustherapie zu erarbeiten bzw. zu erproben. Klarheit über den Wert dieser Verfahren besteht nicht. Neuerdings gibt es Bestrebungen, in einer großen Studie die Nützlichkeit des Harnblasen-Amnionshuntes zu evaluieren Literatur:Kilby, M.D. et al.: "Congenital lower urinary tract obstruction (Luto): To shunt or not to shunt?", BJU Int: Journal Compilation, 6-8, 2006.
Einzelne positive Fallberichte von erfolgreicher Fetoskopie und transurethraler Shunt-Applikation zur Drainage ins Amnion sprechen für eine Verbesserung der Methoden Literatur:Hofmann, R. et al: "Fetoscopic placement of a transurethral stent for intrauterine obstructive uropathy", J Urol 171, 384-386, 2004
Letztlich ist aber Sigel in seiner Ansicht zu folgen, dass die intrauterinen Manipulationen immer noch zu risikoreich sind und postpartal besser notwendige Maßnahmen ergriffen werden sollten.