Bakterielle Infektionen sind die häufigsten Erkrankungen des Harntraktes im Kindesalter, das Spektrum reicht von asymptomatischen Bakteriurien bis hin zur akuten Pyelonephritis. Unerkannte und inadäquat behandelte kindliche Harnwegsinfekte führen zu einer progressiven Nierenschädigung mit ihren Folgezuständen Proteinurie, arterielle Hypertonie und Niereninsuffizienz (bis zur Dialysepflichtigkeit bzw. Transplantation).
Bei den Erregerbedingten Erkrankungen sind unspezifische, d.h. von einer Vielzahl von Keimen hervorgerufene, von spezifischen wie Tuberkel-Bakterien u.a., die ein besonderes spezifisches Entzündungsbild bieten und im Kindesalter selten sind, zu unterscheiden.
Unspezifische Harnwegsinfektionen nehmen den größten Teil davon ein.
Für die Klinik hat sich bei den unspezifischen Entzündungen des tubulointerstitiellen Bereiches und der ableitenden Harnwege der Begriff des Harnwegsinfektes (HWI) bewährt, da eine Pyelonephritis nicht immer klar von gleichzeitig bestehenden entzündlichen Veränderungen der Harnblase und der Harnleiter getrennt werden kann, z.B. von einer unkomplizierten unteren Harnwegsinfektion (akute unkomplizierte Zystitis der Frau) (Abbildung 1).
Entzündliche Nierenerkrankungen können morphologisch die Glomerula (Glomerulonephritis) bzw. den tubulointerstitiellen Bereich (tubulointerstitielle Nephritis) betreffen:
Die bakterielle tubulointerstitielle Nephritis (Pyelonephritis) ist die häufigste Nierenerkrankung.
Defintionsgemäß liegt eine Harnwegsinfektion vor, wenn bei klinischen Zeichen größer oder gleich 100,000 Keime pro Milliliter im Spontanurin (größer oder gleich 100,000 Keime pro Milliliter im Katheterurin bzw. Keimnachweis überhaupt im Punktionsurin) nachgewiesen werden können. Fehlen die klinischen Zeichen, spricht man von einer
asymptomatischen BakteriurieAsymptomatischen BakteriurieDie klinische Untersuchung als auch entsprechende Laborparameter wie C-reaktives Protein (CRP), Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und Blutbild (Leukozyten) sind bei der asymptomatischen Bakteriurie unauffällig. Bei einem Urinbefund von 105 Bakterien/ml Urin und der oben beschriebenen Symptomlosigkeit spricht man von einer asymptomatischen Bakterurie., welche im Allgemeinen regelmäßig kontrolliert aber nicht therapiert werden muss (Abbildung 2).