Pathogenese
Eine Reihe von Ursachen sind zwar zu diskutieren, letztlich ist die Entstehung der Varikozele aber idiopathisch. Insbesondere werden strömungstechnische Gründe genannt. Unter anderem der ungünstige Einmündungswinkel der linken Vena testicularis u.a.
Pathogenetische FaktorenStrömungstechnisch:- Ungünstiger Winkel bei Einmündung der Vena testicularis sinistra in die Nierenvene sowie höherer Druck im Vergleich zur Vena cava. Rechts mündet das entsprechende Gefäß in die Vena cava.
- Kompression der linken Nierenvene zwischen Aorta und A. mesenterica superior bei aufrechter Körperhaltung; erhöhter hydrostatischer Druck der Blutsäule in der linken V. testicularis;
- Turbulenzen bei gegenüberliegender Einmündung der V. suprarenalis und V. testicularis in die Nierenvene;
- Fragliche Kompression der V. testicularis interna zwischen Aorta und Mesenterica inferior;
- Druckerhöhung in der Vena ductus deferentis durch Obstruktion der Vena iliaca communis durch die Kreuzung der Arteria iliaca.
- Fehlende Klappen der V. testicularis wurden eindeutig nachgewiesen
- Ein Tumorzapfen ausgehend von einem Nierenkarzinom kann die linke Nierenvene verstopfen und einen Venenstau mit Ausbildung einer Varikozele hervorrufen
Einfluss der Varikozele auf die Spermatogenese
Hodenbiopsien bei Kindern mit Varikozelen zeigen histologische Veränderungen wie im Erwachsenenalter. Untersuchungen von Gienz u.a. bei 10 Kindern mit Varikozele ergaben ähnliche histologische Veränderungen des Hodens wie bei Erwachsenen (tubuläre-, interstizielle- und Gefäßveränderungen).
Festzuhalten ist in diesem Zusammenhang, dass immerhin bei 40-60% der operierten Patienten mit Varikozele, die präoperativ eine Oligozoospermie aufwiesen, postoperativ eine Besserung der Samenqualität eintrat.
Der exakte pathogenetische Mechanismus ist nach wie vor unbekannt.
- Es existieren verschiedene Hypothesen zur Entstehung der testikulären Läsionen:
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- Stasis und orthostatischer Druck der venösen Blutsäule mit nachfolgender Hypoxie und Gewebeschädigung. Bei Varikozelen finden sich in 50% tubuläre Läsionen im Hoden. Die erweiterten intratestikulären Venen zeigen deutliche Fibrosen. Der erhöhte Druck im Plexus pampiniformis setzt sich in die Venen des Hodens fort, vor allem in die Zentripetalen Venen des Rete testis, die den Hoden drainieren. Diese erweiterten Gefäße komprimieren die Samenausführungsgänge. Dadurch erklären sich die tubulären Läsionen
Literatur:Bostwick, D. G., Eble, J. N.: "Urologic Surgical Pathology", Mosby St. Louis, 1979
Cimador, M., Di Pace, M. R., Peritore, M., Sergio, M., Castagnetti, M., De Grazia, E.: "The role of Doppler ultrasonography in determining the proper surgical approach to the management of varicocele in children and adolescents", BJU 97: 1291-1297, 2006
- Retrograder Fluss von Substanzen aus den Nebennieren bzw. Nierenvenen über die Vena spermatica
- Störung des Transfers von Nahrungs- und Schlackenstoffen (und Bildung interstitieller Flüssigkeit)
- Im Blut der Vena testicularis finden sich pathologisch erhöhte Konzentrationen an Natrium, Kalium und Harnstoff.
- Störung der testikulären Hormonproduktion mit konsekutiver Spermatogenesestörung bzw. als Folge der histologischen Veränderungen des Hodenparenchyms (Leydig-Zell-Dysfunktion). Im Einzelnen finden sich Erniedrigung von Testosteron, normales LH, erhöhtes FSH.
Der
Gonadotropin-Releasing-Hormon (GNRH) Funktionstest zeigt bei einem Teil der Patienten mit Varikozelen einen deutlichen Anstieg der Gonadotropine LH und FSH als Ausdruck eines testikulären Defektes.
- Erhöhte Skrotaltemperatur. Die geänderten Strömungsverhältnisse der Varikozelen bewirken eine Temperatursteigerung des aufgewärmten, verlangsamten Rückstaus von Nierenvenenblut. Diese Temperaturänderung wird als ein negativer Einfluss auf die Hodenfunktion angesehen. Festzuhalten ist, dass die Hodenentwicklung und -funktion von einer Temperaturminderung von 2-3°C im Vergleich zur übrigen Körpertemperatur abhängig ist. Entsprechende Temperaturmessungen an Kollektiven von Patienten mit Varikozelen bzw. ohne venöse Veränderungen des Plexus pampiniformis ergaben jedoch keinen Signifikanten Unterschied.
- Für die Entwicklung von Hodengewebsveränderungen durch eine Varikose des Plexus pampiniformis ist auch die Dauer des Bestehens der Varikozele zu bedenken