Hintergrund: Chlamydieninfektion

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  • Abbildung HG1: Chlamydia trachomatis bei jungen Mädchen
    1. Prävalenz nach Alter
    2. Symptomatik und Kenntnis über Chlamydien
  • Abbildung HG2: Chlamydia trachomatis-Infektion bei jungen Mädchen
  • Kondomgebrauch zum Infektionsschutz. Pille vs. Kondom beim 1. und beim letzten GV

Die Chlamydien-Infektion ist auch heute noch die häufigste Ursache der weiblichen Sterilität, weil es seit dem Erstnachweis 1974 in Deutschland nicht gelungen ist, die frühzeitige Infektion der jungen Mädchen durch Aufklärung und Prävention zu vermindern, geschweige denn zu verhindern Literatur:Mardh P. A., Weström L. et al.: Chlamydia trachomatis Infection in Patients with Acute Salpingits in New England Journal of Mediane, 1977, 296:1377-1379 June 16, 1977

H. Blenk, 1974, persönliche Mitteilung
. Die Infektion mit Ct im frühen bis mittleren zweiten Lebensjahrzehnt der Frau, nämlich bei Aufnahme der sexuellen Aktivität, ist der Grund für die vorliegende Entwicklung. In einer Studie von Gille et al. (2005) konnte in den Altersgruppen der 14-17 jährigen Mädchen Chlamydia trachomatis mit einer Prävalenz von 5,4 % im Genitaltrakt der Mädchen nachgewiesen werden (Abbildung HG1a) Literatur:Gille G., Klapp C. et al.: Chlamydien - eine heimliche Epidemie unter Jugendlichen. Deutsches Ärzteblatt 2005; 102 (28-29): A2021-A2025.
Bei den 17 jährigen betrug die Prävalenz bereits 10 %. In derselben Studie wurden die gleichen Schülerinnen im Gymnasium zur Bedeutung von Chlamydien als sexuell übertragbare Infektionserreger befragt: annähernd 80 % der Schülerinnen konnten mit dem Namen des Erregers nichts anfangen und hatten, obwohl sie bereits seit mehreren Jahren Sexualverkehr hatten, von der Bedeutung der Chlamydien als STI-Erreger und ihrer Rolle als Hauptursache der weiblichen Sterilität nichts gehört (Abbildung HG1b).

Die Begriffe AIDS/ HIV konnten - wie andere Untersuchungen gezeigt haben - dagegen sehr viel besser zugeordnet werden. Zweifellos ein Erfolg der mit hohem finanziellen Aufwand betriebenen permanenten HIV/ AIDS-Aufklärung. Das HI-Virus ist auf den ersten Blick ein scheinbar gefährlicherer STI-Erreger als Ct, betrifft aber eine in Deutschland zahlenmäßig nur kleine Patientengruppe (0,05-0,1%). Von den Jugendlichen wird diese Seltenheit der HIV-STI und darüber hinaus deren epidemiologischer Schwerpunkt in der MSM-Szene (Männer, die Sex mit Männern haben) vermutlich so ausgelegt, dass diese Erkrankung vor der "eigenen heterosexuellen Haustür" real nicht vorkommt.

Eine der Folgen ist der von den Jugendlichen nicht verstandene und daher zu seltene Gebrauch von Kondomen, obwohl gerade diese Schutzmaßnahme im Rahmen der AIDS Aufklärung intensiv propagiert wurde. AIDS wird nicht als unmittelbare Gefahr wahrgenommen, und Chlamydien kennt man nicht.
In der o.a. Gille Studie wurde diese fatale Sichtweise offenbar: Es wurde nämlich auch nach dem Gebrauch von Kondomen beim ersten und bei weiteren Sexualkontakten gefragt. Danach wurde in etwa allen Altersgruppen (14 - 17 Jahren) mit etwa 60 % beim ersten Geschlechtsverkehr (GV) ein Kondom benutzt, während der Kondomgebrauch bei den nachfolgenden GVs bis auf 20 % zurückging (Abbildung HG2).