Ab der Geburt besteht ein funktionelles Harnsystem, welches in der Blase den von den Nieren kommenden Urin kollektiert und reflektorisch bei Füllung der Blase ausstößt, der Säugling entleert also seine Blase reflektorisch ungehemmt.
Im Zuge der Kontinenzentwicklung lernt das 2-4 jährige Kind, diese reflektorische Blasenentleerung zu unterdrücken. Damit wird es kontinent und kann auf das Tragen einer Windel verzichten.
Bei Füllung der Harnblase neuraler Reiz zum Sacralmark (Miktionszentrum) Umschaltung auf Vorderhornwurzel (motorisch) und Aktivierung des M. detrusor vesicae: direkter Reflex (Abbildung HG1).
Ab dem 2. Lebensjahr zusätzliche Bahnung (sensorisch) zum ZNS. Damit Weitergabe der Information über den Füllungszustand der Blase (Abbildung HG2a).
Jetzt bildet sich eine die Vorderwurzel willkürlich hemmende Bahn (Tractus spinothalamicus) heraus. Dadurch wird der Reflexbogen willkürlich unterbrochen. Das Kind ist kontinent. Zur Miktion wird diese Bahn "abgeschaltet", damit der Reflexbogen wieder aktiviert und die Miktion startet (Abbildung HG2b).